Somatisierung - Em Alemão

Somatisierung - Em Alemão

03/10/2019
Somatisierung - Em Alemão

Somatiforme Störungen, Münchhausen - Syndrom und Simulierung

EINFÜHRUNG
Diese Krankheitsbilder weisen im Allgemeinen die Präsenz physischer Symptome ohne organisches Motiv auf, welche sich auf das psychologische Leben des Patienten beziehen. Diese können als Teil eines Kontinuum verstanden werden. An einem Ende befinden sich die somatiformen Störungen, deren Symptome unbewusst durch eine Motivation hervorgerufen werden, welche sich ebenfalls im Unterbewusstsein des Patienten aufhält. Im Zentrum befindet sich das Münchhausen - Syndrom, dessen Symptome ebenfalls bewusst, jedoch durch eine unbewusste Motivation gebildet werden. Am anderen Ende befindet sich die Simulation, deren Symptome bewusst über eine ebenfalls bewusste Motivierung gebildet werden.
 
SOMATIFORME STÖRUNGEN
Diese charakterisieren sich durch das wiederholte Auftreten physischer Symptome in Verbindung mit dem andauernden Gesuch nach ärztlichen Untersuchungen, dies selbst nach wiederholten, negativen Befunden sowie der ärztlichen Rückversicherung darüber, dass die Symptome keine physische Grundlage aufweisen.
 
1. Störung durch Somatisierung
Diese kennzeichnet sich durch die Präsenz von multiplen, rekursiven und oftmals mutierenden physischen Symptomen, welche jeglicher Region bzw. jeglichem System des Körpers zugeordnet werden können. Im Allgemeinen weist der Patient eine lange Liste an Arztbesuchen, Krankenhausinternierungen, Untersuchungen und vergeblichen medizinischen Behandlungsmethoden auf.
Der Verlauf ist chronisch und unbestimmt und beginnt gewöhnlich bei Eintritt ins Erwachsenenalter. Bei Frauen liegt die Wahrscheinlichkeitsrate dieser Störung wesentlich höher.
Die Internationale Klassifikation der Krankheiten-10 (F45.0) stabilisiert dabei folgende diagnostische Kriterien:
a. eine mindestens 2-jährige Präsenz multipler und unterschiedlicher physischer Symptome, für welche keinerlei aufschlussreiche Erklärung gefunden werden konnte;
b. dauerhafte Verweigerung darüber eine Information bzw. Rückversicherung verschiedener Ärzte darüber anzunehmen, dass für die Symptome keine physische Erklärung vorliegt;
c. ein gewisser Grad an sozialer und familiärer Verpflichtung, welches der Art der Symptome sowie dem daraus resultierenden Verhalten zugeschrieben werden kann.
Einige Patienten weisen multiple, unterschiedliche und andauernde Beschwerden auf, erfüllen jedoch nicht alle Kriterien. Für diese bildete die Internationale Klassifikation der Krankheiten-10 die Diagnostik Somatiforme Differenzlose Störungen (F45.1).
Als Differenzialdiagnostik sollten wir unter anderem die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Symptome des Patienten aus einer physischen Erkrankung herstammen. Außerdem muss erwogen werden, ob es sich nicht um eine affektive Störung handelt: nicht selten kommt es vor, dass sich hinter physischen Symptomen eine Depression verbirgt.
Anm.: In allen Berichten über derartige Fälle wird die Identität des Patienten mittels Umänderung seines Namens sowie aller weiteren persönlichen Daten gewahrt.
Fall Nr. 15
Alice ist 21 Jahre alt, ledig und arbeitet in einem Bankinstitut. Über einen Arzt für Allgemeinmedizin wurde sie einer psychiatrischen Behandlung zugewiesen. Dieser war um den Fakt besorgt, dass sie bereits seit acht Jahren aufgrund der Klage über multiple, rekursive und verschiedenartige somatische Beschwerden mehrere Ärzte aufgesucht hatte, für welche sich jedoch keine organischen Erklärungen finden ließen: starke Kopfschmerzen, einzelne Zwischenfälle von Bewusstseinsverlust, Schwindelanfälle, allgemeine Schwachheit, Schmerzen im Thoraxbereich, Atemstörungen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen im Bauchbereich, Völlegefühl im Magen, Erkältung in Abwechslung mit Durchfall, Dysurie, Dysmenorrhöe, unregelmäßige Monatsblutungen, Ausbleiben der Monatsblutung, Mastalgie sowie Lenden- und Gelenkschmerzen. Ihre Beschwerden waren stets unbeständigen Charakters. Unzählige Male wurde sie ins Krankenhaus interniert um so die klinische Untersuchung zu vervollständigen bzw. „künstliche Stärkemittel“ zu empfangen (einige Patienten glauben daran, dass die parenterale Hydration mittels Glukoselösung bzw. physiologischer Lösung einen mächtigen Nährstoff stärkenden und animierenden Charakters darstellt).
Die Befunde der Untersuchungen, welchen sie sich unterzogen hatte, führte sie mit sich. Darunter wurden einige wiederholt durchgeführt. Alle wiesen negative Resultate auf. Da sie bereits am Blinddarm operiert wurde, stand sie auch für eventuelle Operationen bereit. Eines Tages wollte sie sich aufgrund innerlich vertiefter Ängste Magenkrebs zu haben, einer Operation unterziehen. Trotz der ärztlichen Rückversicherung, dass es sich bei ihr um keinerlei organische Pathologie handelt, kam es ihr weiter so vor, als ob sie „operiert werden müsse“.
Während dieser Verwicklung mit der Medizin erinnert sich Alice mit Gerührtheit an das Ableben ihres Vaters, welcher vor acht Jahren aufgrund eines Magenkrebses verstarb. Wenn sie im Krankenhaus interniert war, zog sie es vor den Krankenhausaufenthalt ohne Begleitung bzw. Krankenbesuche allein zu verbringen um sich so besser in diesen Erinnerungen wägen zu können. Sie versuchte sich gedanklich an die Stelle ihres Vaters zu versetzen: krank und dem Tod nah, so wie er.
Es konnte festgestellt werden, dass Alice sehr an ihrem Vater hing. Alice ist sich darüber bewusst, dass er auf die Geburt eines Sohnes hoffte, da er lediglich zwei Töchter hatte. Er nahm sie an, als wäre sie sein so sehr erwarteter Sohn. Sie war seine ständige Gefährtin. Als sie etwas herangewachsen war, begann Alice ihm bei seiner Arbeit behilflich zu sein. Sie verbrachten die Tage zusammen und führten stundenlange Gespräche. Alice interessierte sich nicht dafür mit ihren Schwestern und ihrer Mutter zu verkehren und es schien so, als ob es lediglich ihren Vater gab.
Mit dreizehn Jahren, nach dem Tod ihres Vaters, begann ihre somatiforme Störung. Alice vermied es aufs äußerste ihren Vater im Krankenhaus zu besuchen und machte sich im nachhinein starke Vorwürfe darüber. Als sie etwas älter war und begann samstags mit Freunden auszugehen, erkrankte sie beständig und ihre Abende endeten stets im Krankenhaus, umgeben von den Erinnerungen an ihren Vater.
Während der psychotherapeutischen Behandlung schwieg Alice über längere Zeit, was langen Perioden ihres Lebens zugeschrieben werden kann, an welche sie sich aufgrund einer Amnesie nicht erinnern kann. Manchmal empfand sie intensive Kopf- und Magenschmerzen, welchen Übelkeit folgte. Sie stand auf, bewegte sich im Raum umher oder ging zum Fenster um frische Luft zu schnappen. Danach erinnerte sie sich jedoch erneut an einige Begebenheiten mit ihrem Vater. Meinerseits als angenehm empfunden, möchte ich jene bezeichnen, in welcher er sie beim Blumenpflücken im Garten bewunderte. Alice konnte den romantischen Charakter dieser Szene nicht leugnen. Außerdem begann sie ihre Mutter zu vermeiden aus Angst darüber von ihr über die in den Sessionen behandelten Gesprächsinhalte ausgeforscht zu werden. Sie wäre dazu gezwungen zu lügen, da sie es nicht fertig bringen würde ihr zu berichten, wie oft sie von ihrem Vater sprach. Sie glaubte, dass sich ihre Mutter darüber erbittern würde. Mit anderen Worten gesagt, schrieb sie ihrer Mutter ihre eigene Zurückschlagung angesichts der Heftigkeit dieser Ödipussituation zu.
Alice baute zu ihrem Vater eine Art symbiotisches Verhältnis auf. Für ihn war sie seine Lieblingstochter und in ihr suchte er die Konkretisierung seiner Aspirationen einen Sohn zu haben. Alice ihrerseits versuchte diesen Erwartungen gerecht zu werden, indem sie die Eigenart eines Jungen annahm. Sie ähnelte auch ganz einem Jungen. Eines Tages bekam eine ihrer Tanten, Schwester des Vaters, einen gehörigen Schreck, als sie Alice erblickte: es kam ihr vor als ob sie die Wiederverkörperung ihres Bruder vor sich stehen hatte.
Die Versuche sich von ihrem Vater zu lösen, erweckten bei Alice intensive Schuldgefühle. Bereits zu Anfang ihrer Jugendzeit erwogt sie es in einer anderen Stadt zur Schule gehen. Ihre Gewissensbisse wurden jedoch wesentlich größer, als sie sich während seiner Krankheit von ihm zurückzog, welche schließlich seinen Tod zur Folge hatte. Jedes Mal, wenn sie sich gefühlsmäßig mit einem Jungen einließ, traten Probleme auf. Das hatte zur Folge, dass sie mittels ihrer physischen Symptome und Krankenhausinternierungen zu ihm zurückkehrte. Sie straft sich selbst indem sie sich mit dem krankhaften Erscheinungsbild ihres Vaters identifiziert. Alice kommt auf diese Weise mit der Medizin in Kontakt, wobei es ihr nicht exakt um eine diagnostische Aufklärung und therapeutische Orientierung, sondern vor allem um die Abbüßung dieser unerträglichen Schuldgefühle geht.
 
2. Hypochondrische Störung 
Diese zeichnet sich durch die Besorgnis und die Annahme darüber aus, dass der Patient an einer, bzw. mehreren, physisch ernsthaften Krankheiten leidet. Normale körperliche Empfindungen werden dabei als Anzeichen einer Krankheit interpretiert. Einige der darunter Leidenden sorgen sich um ihr äußeres Erscheinungsbild. Dabei beharren sie zum Beispiel darauf eine unförmige Nase, Ohr, bzw. anderes Körperteil zu haben.
Der Verlauf dieser Krankheit ist chronisch und unbestimmt. Nur selten tritt sie zum ersten Mal nach Vollendung des 50-zigsten Lebensjahres auf. Frauen und Männer sind auf gleiche Weise davon betroffen. Auftreten/ Überlegenheit: 10% aller Patienten, welche einen Arzt aufsuchen.
Die Internationale Klassifikation der Krankheiten 10 (F45.2) stabilisierte folgende diagnostische Kriterien:
a. fester Glauben darüber an mindestens einer ernsthaften körperlichen Krankheit zu leiden, welche die aufgeführten Symptome hervorruft, selbst wenn Nachforschungen und wiederholt durchgeführte Untersuchungen zu keinerlei physisch angebrachter Erklärung führten; ferner kann sie sich mittels einer dauerhaften Besorgnis über eine vermeintliche Missbildung oder Entstellung (Missbildungsphobie) ausdrücken;
b. dauerhafte Verweigerung darüber eine Information bzw. Rückversicherung verschiedener Ärzte darüber anzunehmen, dass den Symptomen keinerlei Erkrankung bzw. physische Anormalität zu Grunde liegt.
Als Differenzialdiagnostik sollten wir unter anderem die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Symptome des Patienten aus einer physischen Erkrankung herstammen. Außerdem sollte untersucht werden, ob es sich nicht um eine affektive Störung (Depression) oder um das Krankheitsbild einer Phobie bzw. einer andauernde delirante Störung handelt. 
Fall Nr. 27
Francisco ist 40 Jahre alt, verheiratet, Vater von drei Kindern im Jugendalter, Händler, gemeinsamer Betreiber eines Geschäft und aktiver Katholik.
Über seinen Urologen wurde er in psychiatrische Behandlung überwiesen. Mit sich führte er einen Reisekoffer vollgestopft mit Arzneimittelverpackungen sowie Befunden aus ergänzenden Untersuchungen.
Er berichtete, dass er seit etwa zehn Jahren daran glaube Träger einer ernsten Erkrankung im Harnkreislauf zu sein. Beim Urinieren empfindet er eine „Art“ Stechen. Über längere Zeit hinweg glaubte er daran Syphilis zu haben. In letzter Zeit sorgt er sich darum an AIDS infiziert zu sein. Alle durchgeführten Untersuchungen resultierten stets in negativen Befunden und je mehr ihm die Ärzte versicherten, dass es sich um keine Art von Erkrankung in seinem Organismus handele, besteht er in seinem Glauben weiter darauf.
Er glaubt daran, dass alles vor etwa zehn Jahren begann, als er, von Freunden überredet, ein Kabarett besuchte. Als praktizierender Katholik erfüllte er rigoros die Gebote seiner Religion. Niemals würde er Bars frequentieren bzw. Affären mit Frauen haben. Er glaubt, dass es am Alkohol lag, welcher ihn schließlich dazu brachte dem Druck seiner Freunde nachzugeben. Auf Beharren einer Frau hin kam es schließlich zu einem sexuellen Kontakt, bei welchem er lediglich seinerseits eine Erektion empfand. Schon am folgenden Tag, beim Erwachen, nahm er ungewöhnliche Gefühle am Penis war. Seitdem ist er sich sicher darüber, dass er Träger einer ernsten Erkrankung sei, welche von den Ärzten noch nicht diagnostiziert wurde.
Francisco sieht keinerlei Verbindung zwischen seinen Ängsten und seiner strengen religiösen Moral. Er bemerkt auch keinen Zusammenhang von Schuld bzw. einem anderem negativen Gefühl dazu. Inklusive bekräftigt er, dass es nichts mit dem Bersten des vertrauensvollen Verhältnisses seiner Frau ihm gegenüber zu tun hat. Er habe ihr alles berichtet und ihm ist verziehen worden. Trotzdem besteht das Problem weiterhin. Er bekräftigt, dass sein Krankheitsbild rein organischen Charakters sei. Francisco sieht keinerlei Logik darin einen Psychiater aufzusuchen.
Andererseits bemerkt er jedoch auch, dass er über längere Zeiträume hinweg ohne diese Störungen auskommt und das diese in Stressmomenten bzw. beim Erleben eines Verlustgefühls auftreten.
Er weigert sich sein inneres Leben untersuchen zu lassen, oder sei es, einer innerpsychischen Betrachtungsweise. Allerdings stimmt er einer psychotherapeutischen Betrachtungsweise zu, welche auf seine derzeitigen zwischenmenschlichen Probleme ausgerichtet ist. Zudem kann bemerkt werden, dass diese ihm gut tut. Durch die Verbesserung seiner derzeitigen Beziehungen zu seiner Familie, seinen Freunden und Teilhabern erleichtert er sich von seinen hypochondrischen Symptomen.
 
3. Unabhängige Somatiforme Dysfunktion 
Die Beschwerden des Patienten scheinen aus einer physischen Störung eines Organs oder eines Systems ableitbar zu sein, welches einen umfassenden Charakter aufweist bzw. sich unter Innervation und unabhängiger Kontrolle ausweitet. Die Beschwerden darüber können folgenden Schwerpunkten zugeordnet werden: 1. Objektive Anzeichen zu einer unabhängigen Erregung, wie etwa Herzklopfen, Schweißausbrüche, Errötungen und Zittern; 2. subjektive und unspezifische Symptome wie etwa flüchtige Schmerzempfindungen, Empfindung geschwollen oder gedehnt zu sein. Für die Internationale Klassifikation der Krankheiten 10 (F45.3) erfordert die endgültige Diagnostik alle folgenden Kriterien:
a. Symptome unabhängiger Erregung wie etwa Herzklopfen, Schweißausbrüche, Errötungen und Zittern, welche andauernden Charakters sind und als unangenehm empfunden werden;
b. zusätzliche subjektive Symptome, die sich auf ein Organ bzw. ein spezifisches System beziehen;
c. Besorgnis und Beklemmung bezüglich der Möglichkeit, dass es sich um eine ernsthafte (jedoch öfters unspezifische) Störung eines Organs oder erwähnten Systems handelt, welches nicht den Erklärungen und mehrfach wiederholten Schlichtungen seitens der Ärzte entspricht.
d. keine Evidenz einer signifikanten Störung der Struktur bzw. Funktion des Organsystems.
Die Unabhängige Somatiforme Dysfunktion wird in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten 10 in fünf verschiedene Arten unterteilt.
Herz und kardiovaskuläres System: Herzneurose, Da-Costa-Syndrom, neurozirkulatorische Asthenie.
Oberer Magendarmtrakt: Gastrische Neurose, Aerophagie, Schluckauf, Verdauungsstörung und psychogener Pylorospasmus.
Unterer Magendarmtrakt: Blähungen, Syndrom von gereiztem Dickdarm, Syndrom von gasartigem, psychogenen Durchfall.
Atemsystem: Husten und psychogene Hyperventilation.
Harngenitales System: Zunahme von psychogener Miktion und Dysurie.
Die Differenzialdiagnostik sollte auf organischen Krankheiten basiert vorgenommen werden. Dies gilt auch für die Störung durch allgemeine Unruhe sowie bei der Störung durch Panik.
Fall Nr. 16.
Artur ist 20 Jahre alt, ledig, studiert Rechnungswesen und arbeitet als Buchhalter in einen Unternehmen. Er weist folgende Beschwerden auf: Schweißausbrüche, Errötungen und zunehmende Miktion. Der Patient unterzog sich bereits unzähligen klinischen und laboratorischen Untersuchungen, wobei in seinem Organismus keinerlei organische Veränderungen festgestellt werden konnte.
Die Symptome traten zum ersten Mal vor zwei Jahren auf, als er aus seinem Elternhaus auszog um in einer anderen Stadt seinen Militärdienst abzuleisten. Als er sich als Zielscheibe der Scherze seiner Freunde verstand, begann er zu schwitzen, zu erröten und empfand ein Verlangen zu urinieren. Dieselbe Reaktion hat er auch auf seiner derzeitigen Arbeitsstelle. Mit anderen Worten gesagt, immer, wenn er sich als im Mittelpunkt gesetzt versteht, treten dieselben Symptome auf.
Es besteht also eine Verbindung dieser Dysfunktion zu den Schwierigkeiten seines geringen Selbstbewusstseins. Der Patient fürchtet sich vor jeder Meinung, welche negativ über ihn abgegeben wird. Er überlässt den anderen die Funktion sein „Spiegel“ zu sein. Um zu sehen wie es ihm geht, reicht es ihm zu beobachten mit welchen Augen er von den anderen gerade betrachtet wird.
 
4. Somatiforme schmerzhafte Störung 
Der Schmerz ist dabei das vorherrschende Symptom und tritt in Verbindung mit einem emotionalen Konflikt bzw. psychosozialen Problemen auf, welche ausreichen um zur Schlussfolgerung zu gelangen, dass sie die wichtigsten Einflüsse der hervorgerufenen Folgen darstellen. Die Internationale Klassifikation der Krankheiten 10 (F45.4) weist als diagnostisches Kriterium die Präsenz von dauerhaftem, starkem und beklemmendem Schmerz auf, welcher durch einen physiologischen Prozesses oder einer physischen Störung keine völlige Erklärung findet.
Ein Schmerz imaginärer, psychogener Herkunft, welcher während des Verlaufs einer depressiven Störung oder Schizophrenie abläuft, darf hier nicht eingeschlossen werden. Schmerzen, welche aus bekanten oder untergeordneten psychophysiologischen Mechanismen ableitbar sind, wie zum Beispiel muskuläre Verspannungen oder Migräne, bei denen jedoch noch angenommen wird, dass ihre Ursachen psychogene Motive haben, sollten in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten 10 unter der Kodierung F54 (psychologische Faktoren bzw. Faktoren von Verhaltensweisen, die den an anderen Stellen klassifizierten Störungen oder Erkrankungen zugeordnet werden können) verschlüsselt werden.
Die bedeutendste Differenzialdiagnostik wird durch einen Schmerz organischer Herkunft verkörpert. Dabei sollte erinnert werden, dass es oftmals längere Zeit dauert, bis es zu einer endgültigen, physischen Diagnostik kommt.
Fall Nr. 32
Olavo ist 40 Jahre alt, verheiratet, Landwirt und Vater von fünf Kindern. Seit drei Jahren klagt er über Bauchschmerzen, welche gelegentlich aus der Oberbauchgegend und andere Male wieder aus dem rechten Hypochondrium herzukommen scheinen.
Nach aufreibenden Untersuchungen konnte jedoch keinerlei organische Ursache gefunden werden. Der Arzt, welcher den Patienten behandelte, bestand nun darauf, dass dieser einen Psychiater aufsuchen möge um zu entscheiden, ob der Schmerz in direkter Verbindung mit dem Ableben seines Vater stünde.
Obwohl Olavo anerkennt, dass zwischen dem Todestag seines Vaters und dem Beginn seines Krankheitsbildes eine chronologische Relation besteht, beharrt er weiterhin darauf, dass sein Problem rein organischer Herkunft sei. Er suchte bereits unzählige Ärzte verschiedener Orte auf, welche ihm jedoch alle stets nur negative Befunde ausstellten. 
Komischerweise ist er kurz vor seinem Psychiaterbesuch genau in jene drei Krankenhäuser interniert worden, in welchen sein Vater aufgrund seines Blutkrebses behandelt wurde, dem er unterlag. Danach besuchte er das Grab seines Vaters, sprach in Gedanken mit ihm und erst als er auf magische Weise von ihm zu hören glaubte einen Psychiater aufsuchen zu müssen, entschloss er sich endlich dazu. Seine ersten Wörter waren: „Ich fand es anfangs nicht ganz richtig hierher zu kommen um über eine Person zu sprechen, die bereits verstorben ist.“
 
5. Weitere samotiforme Störungen
Die Internationale Klassifikation der Krankheiten 10 (F45.8) behält sich diesen Code für jede Art anderer Empfindungsstörungen vor, welche sich nicht auf physische Störungen beruhen, die auf direkte Weise zeitweiligen stressigen Ereignissen oder Problemen zugeordnet werden können oder sich in einem beachtlichen Anstieg der Aufmerksamkeit des Patienten ausdrücken, sei es in persönlicher oder medizinischer Hinsicht. Gefühle von Anschwellungen, Reizen auf der Haut sowie Sinnesabirrungen (Jucken und/ oder Schläfrigkeit) stellen gewöhnlich auftretende Beispiele dar. Außerdem können zugeordnet werden:
a. Globus Histericus (Empfindung eines Knotens im Hals und/ oder einer Kugel, welche in der Speiseröhre auf- und absteigt) sowie weitere Formen schmerzhafter Schluckstörungen;
b. psychogene Halsstarre und andere Arten krampfartiger Bewegungsstörungen (das Gilles de la Tourette - Syndrom ausgeschlossen);
c. psychogene Juckreize;
d. psychogene Dysmenorrhöe;
e. Zähneknirschen.
 
Behandlung
Über kurzem Zeitraum hin können angstlösende Mittel und Schlafmittel ihre Anwendung finden um so die Symptome von Unruhe, Gespanntheit und Schlaflosigkeit auszuräumen, welche diese Krankheitsbilder begleiten. Die Behandlung sollte jedoch in erster Linie stets auf die Psychotherapie ausgerichtet sein.
Innerpsychische Betrachtungsweisen, wie etwa die der analytisch orientierten Psychotherapie, sind ratsam und zeigen sich als effizient bei jenen Patienten, welche Einsichtsbereitschaft aufbringen. Sie lässt es dem Patienten zu jene unterbewussten Probleme auf gradaktive Weise verstehen zu lernen, durch welche in ihm die Symptome herangebildet wurden und wodurch ihm nicht nur die Befreiung von selbigen, sondern auch die Aneignung neuer Anpassungsformen ermöglicht wird.
Für einen Großteil dieser Patienten stellt die analytisch orientierte Psychotherapie jedoch nicht die angebrachte Methode dar. Es kommt häufig vor, dass der somatiforme Patient seine affektiven Konflikte fest verleugnet. Es wurden bereits viele Benennungen angewandt um diesem Phänomen eine Bezeichnung zu verleihen: operative Vorstellungen, konkrete Vorstellungen, Insight - Innsuffizienz, Alexitimia (aus dem Griechischen: A = Fehlendes; lexia = Wort; timia = Zuneigung). Letztere bedeutet: fehlende Wörter um seiner Gefühlswelt Ausdruck zu verleihen. Dabei wird als Primär jene Alexitimia bezeichnet, welche aus einem genetischem oder neurophysiologischen Defizit erklärbar ist und als Sekundär jene, welche durch psychodynamische und sozialkulturelle Faktoren bestimmt wird bzw. sich aus Problemen bei der Persönlichkeitsentwicklung erklären lassen. Die Sekundäre lässt zu, dass einige dieser Patienten nach einer vorhergehenden Sensibilisierungsphase lernen ihre Empfindungen zu entlüften und ihnen Namen zu verleihen.
Die zwischenmenschliche Psychotherapie wird sehr stark angewendet. Nach dem Maße, in dem der Patient in seinen Beziehungen zu Familie, Freunden, Arbeitskollegen sowie in seiner Beziehung, welche er mit eigenem Interesse aufbaut, Verbesserungen erreicht, gelangt er zu einer besseren somatiformen Symptomatologie.
Viele Patienten kamen noch nie mit irgendeiner Art psychotherapeutischer Behandlung in Kontakt. Sie binden sich weiterhin an ihre klinischen Ärzte, vor allem an jene, welche sich deren Unruhen enthalten und ohne weitere Leiden an ihrem eigenen Selbstbewusstsein über Jahre hinweg mit diesen chronischen Patienten auskommen. Die einfache Tatsache sie zu begleiten ist von großem Werte: der Patient lässt davon ab alleine zu leiden. Die positive Form einer guten Arzt - Patient - Beziehung wird in der Erleichterung der Symptome dieser Patienten sichtbar.

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