Verluste und enttauschugen /1
Seit mehr als fünfundzwanzig Jahren begleite ich Personen durch ihre persönlichen Tragödien hindurch. Der größte Verlust wird dabei zweifelsohne durch den Tod dargestellt. Es ist jedoch nicht der Tod an sich, sondern vielmehr der Tod von jemand bestimmten, den wir besonders mögen und der, wenn nicht ein Unfall bzw. eine Krankheit dazwischengekommen wäre, noch über viele Jahre lang unter uns verweilt hätte. Es gibt kein größeres Leiden als das einer Mutter oder eines Vaters beim Verlust eines Kindes. Zu diesem Thema habe ich inklusive eine Geschichte geschrieben: „Baum des Flüsterns“. Durch den Philosophen Spinoza (1634-1677) wurde bereits bestätigt: „Ein freier Mann denkt am wenigsten an den Tod.“ Niemand unter uns ist jedoch vor dieser Tragik gefeit. Wir alle können dazu ausgesetzt werden unsere Gedankenwelt dem Phänomen Tod zuwenden zu müssen.
Oft werde ich von Personen aufgesucht, welche nach einem erlebten Verlust darum kämpfen weiterzuleben. Dabei handelt es sich um einen Moment, in welchen der Mensch sich als absolut aufrichtig erweist und sich so darstellt, wie er wirklich ist.
Es gibt keine universelle Formal dafür um mit soviel Leiden umzugehen und gleichzeitig sein produktives Leben weiterzuführen. Jede Person hat dafür ihre ganz eigene Lösung. Wir müssen sie selbst herausfinden.
Der Philosoph William James (1842-1910) empfahl: „Ein Idee ist wahr, wenn der Glaube an sie für unser Leben nützlich ist.“ In einem anderen Zitat heißt es: „Ein Glaube ist dann wahr, wenn seine Auswirkungen gut sind.“ In einem weiteren Zitat von ihm heißt es: „Egal, ob die Hypothese darüber, dass Gott zufriedenstellend wirkt, wahr ist oder nicht - sollte es eine nützliche Hypothese sein, ist dies bereits schon ausreichend.“
Dieser Linie weiter folgend, zitiert der Philosoph John Stuart Mill weiter: „Gut sind jene Taten, welche faktisch zur Glücklichkeit führen.“ In diesen Situationen versuche ich deshalb zusammen mit der Person ihren Ausweg zu finden. Dies mehr oder weniger in Übereinstimmung mit dem Rat des französischen Philosophen Jean Paul Sarte: „Wichtig ist nicht das, was für mich getan wird (oder was das Leben mir bereitet). Wichtig ist vielmehr das, was ich aus demjenigen mache, was für mich getan wird (was das Leben mir bereitet).“