Verleumdung /4

Verleumdung /4

03/10/2019
Verleumdung /4

Obwohl dicht verwandt, ist Geschwätz nicht dasselbe wie Verleumdung. Geschwätz bedeutet Intrigen schüren. Die Verleumdung besteht darin andere mittels falscher Beschuldigungen bzw. der falschen Zuschreibung einer als Straftat bezeichneten Handlung zu diffamieren. In der Verleumdung liegt daher eine größere Gewaltanwendung vor.

Körperliche Aggression wird im menschlichen Zusammenleben bereits klar als negativ identifiziert. Es besteht ein Konsens hinsichtlich der Notwendigkeit darüber sich von Aggressoren zurückzuhalten und gegen sie vorzugehen. Unsere Kultur neigt dazu die Verleumdung ebenfalls als eine Aggression zu betrachten, gegen welche vorgegangen werden sollte und welche verhindert werden muss. Allerdings sind wir noch nicht an diesem Punkt angelangt. Bisher versuchen wir immer noch dieses Phänomen zu verleugnen und zu verstecken, wenn wir selbst Opfer davon sind. Wir empfinden Scham darüber verleumdet worden zu sein, obwohl Scham für denjenigen angebracht wäre, der eine falsche Behauptung an den Tag legt. Manchmal werden wir dabei sogar selbst zum Verleumder der Gruppe, in welcher wir leben.
Bestätigungen wie etwa „Wo es raucht, da ist auch Feuer“ [„Getroffene Hunde bellen“, d. Ü.] sind in Wirklichkeit von Verleumdern benutzte sprachliche Waffen. In Wirklichkeit müsste es heißen: „Wo es raucht, da ist ein Verleumder.“ Zum besseren Verständnis bedeutet es, dass dabei nicht der Verleumdete, sondern der Verleumder dem Schaden ausgesetzt ist: sein konfliktreiches Innere wird enthüllt und entlarvt.
Der Verleumder ist eine Person, welche ein inneres Leiden aufweist. Derjenige, der in Eintracht mit seinem Leben steht, hat nicht den geringsten Bedarf dazu andere zu verleugnen, sondern möchte vielmehr die angenehmen Dinge genießen, welche uns das Leben bereitstellt.
Manchmal gehen die Personen auf eine unangebrachte Weise mit ihren Störungen um. Dies drückt sich zum Beispiel im übermäßigen Alkoholgenuss aus. Andere tauchen in eine Traumwelt unter und entfernen sich so immer mehr vom realen Leben. Eine andere unangebrachte Form ist jene der Verleumdung. Der Verleumder versucht dabei seine Unausgeglichenheit an eine andere Person weiterzugeben. Bei einer Verleumdung nimmt er wahr, dass das Innere der angegriffenen Person sich zu zerrütten beginnt. Damit dies passiert, sollte die Verleumdung einschlagenden Charakters sein, sie sollte das Innere des Opfers durchdringen und da wie eine Bombe einschlagen. Dadurch wird nun der andere unausgeglichen und ist nicht mehr er selbst. Oder aber es gibt nun noch jemanden, der wie er selbst verstört und am Leiden ist.
Da dieser Kunstgriff imaginären Charakters ist, führt er nicht zu einer anhaltenden Erleichterung des Verleumders. Da es sich um eine Sucht handelt, fühlt er vielmehr die Notwendigkeit darüber den Verleumdungsakt wieder und wieder zu wiederholen. Er stellt einen falschen Ausweg seiner Unausgeglichenheit dar. Es ist so, als ob jemand den Müll seines Hauses einsammelt um ihn in den Vorhof seines Nachbarn zu schmeißen. Für einige Momente hat er das Empfinden, dass alles sauber sei. Der Müll kehrt jedoch erneut wieder zu seinem Hause zurück, denn in seinem Haus selbst wird ja der Müll produziert.
Es existieren zwei Arten von Verleumdern: derjenige, welcher systematisch Verleumdung ausübt und jener, welcher es in einem Moment tut, in dem er Probleme in seinem Leben hat.
Außerdem gibt es auch noch jene Personen, welche durch andere hervorgebrachte Verleumdungen weitertragen. Dies ist ein Phänomen, welche die Menschheit schon seit immer begleitet. Plauto, römischer Dramatiker, schreibt in einem seiner Stücke: „Jene, welche Verleumdung verbreiten und jene, welche dieser hörig sind, sollten, wenn es nach meiner Meinung ginge, gehängt werden; erstere an ihrer Zunge und die letzteren an ihren Ohren“.
Spaß beiseite, wir müssen lernen mit diesen Phänomenen umzugehen! Wir alle sind nicht gefeit vor ihnen. Bereits Scheakespeare schrieb: „Sey so keusch wie Eis, so rein wie Schnee, du wirst doch der Verleumdung nicht entgehen.“
Die Genesung von jemand, welcher an Verleumdung leidet, erfolgt dann, wenn der Betroffene nicht dem Phänomen unterliegt, sondern diesem entgegentritt und sich mit seinen Freunden darüber berät. So erhält er sein Selbstbewusstsein zurück, indem er sich von dieser verbalen und psychologischen Aggression abgrenzt, von welcher er selbst Opfer geworden ist. Er wird nun auch in einer kurzweiligen zwischenmenschlichen Psychotherapie professionelle Unterstützung aufsuchen können.
Jener, welcher sich selbst als ein Verleumder erkennt, wird vom professionellen Beistand ebenfalls begünstigt und so versuchen können mit seiner Unausgeglichenheit in einer effizienteren Weise umzugehen.

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