Wenn liebe zum delirium wird

Wenn liebe zum delirium wird

02/10/2019
Wenn liebe zum delirium wird

Im Jahre 1942 beschrieb Cèrembault, ein französischer Psychiater, den Fall einer Patientin, welche sich absolut sicher darüber war, dass sie von einem bestimmten Mann höheren sozialen Status als der ihrige geliebt wurde, welcher ihr seine Liebe jedoch nicht gestehen konnte. Der Mann, Opfer dieser pathologischen Leidenschaft, wusste davon jedoch überhaupt nichts.

Unter den sogenannten dauerhaften deliranten Vorstellungen stoßen wir auf den Liebeswahn. Eine delirante Vorstellung ist: 1. ein falscher Glaube; 2. nicht durch die Konfrontation mit der Realität korrigiert; 3. versucht sich auszubreiten und die Gedankenwelt des Individuums einzunehmen: jenes denkt nur noch daran.
 
Im Liebeswahn bezieht sich das zentrale Thema des Deliriums darauf von einer anderen Person geliebt zu werden. In den meisten Fällen ist es nicht genau der sexuelle Wille sondern die Romantik, welche eine veridealisierte spirituelle Einheit beherrscht. Das Opfer ist im Allgemeinen aus einer sozial höheren Schicht. Zum Beispiel eine berühmte Persönlichkeit oder ein Vorgesetzter in der Einrichtung, in welcher das Individuum tätig ist. Es kann jedoch auch in Form einer völlig fremden Person verkörpert werden. Manchmal hält der Patient sein Delirium auch geheim. In den meisten Fällen versucht er jedoch anhand von persönlichen Besuchen, Telefonanrufen, Briefen oder E-Mails mit dem Opfer in Kontakt zu treten. Wenn der Träger des Deliriums ein Mann sein sollte, besteht eine größere Gefahr zu aggressiven Verhaltensweisen in Folge einer Zurückweisung durch das Opfer. Die Frau, in ihrer Rolle als Opfer, muss in der Regel bei der Polizei eine Anzeige gegen öffentliche Belästigung erstatten und nach Möglichkeiten suchen um einem Kontakt auszuweichen.
Der Liebeswahn kann behandelt werden und ein gutartiges Ende erreichen. Oftmals ist es jedoch schwierig für den Patienten sich selbst einzugestehen, dass es sich dabei um eine Krankheit handelt, welche einer psychiatrischen Behandlung bedarf.
Der Film „Don Juan DeMarco“ von Jeremy Leven spiegelt eine weitere dauerhafte delirante Vorstellung an Größenwahn wieder. In einer psychiatrischen Anstalt besteht ein junger Mann (Johnny Depp) darauf der sagenhafte Don Juan zu sein. Dem Psychiater (Marlon Brando) berichtet er Episoden aus seinem Leben voller Eroberungen und in keinerlei Augenblick ist sich der Zuschauer darüber sicher, ob es sich bei alldem um ein Delirium oder die Realität handelt. Nicht einmal am Ende des Filmes wird diese Entscheidung gefällt und es wird ein traumhaftes Ende dargeboten, in welchem die Entscheidung dem Zuschauer überlassen bleibt. Der Liebeswahn wird zum Teil auch im Film „Eine verhängnisvolle Affäre“ behandelt. Was in diesen Fällen Aufmerksamkeit hervorruft, ist der Fakt, dass der Wille des Opfers unberücksichtigt bleibt. Oder anders gesagt, es hat keinen Sinn zu sagen: „Ich bin nicht in dich verliebt!“ „Ich will keine Nähe zu dir!“ Das hat überhaupt keinen Sinn. Die Verfolgung nimmt weiter ihren Lauf. In „Eine verhängnisvolle Affäre“ wünscht Michael Douglas kein Verhältnis mit Glenn Close zu haben. Sein Wille interessiert sie jedoch überhaupt nicht. Im Falle dieses Filmes erscheint jedoch eine der oftmals auftretenden Eigenschaften beim Liebeswahn nicht: die Sicherheit darüber, dass der andere auch verliebt ist, jedoch seine Leidenschaft aus einem anderen Grund nicht preisgeben kann.
 

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